Unser Bild vom Kind

Die Grundlage unserer Pädagogik unser Bild vom Kind

 

Jedes Kind ist von Geburt an ein vollwertiger Mensch.       

Es hat seine persönliche Art zu sehen, zu fühlen, zu denken und sich zu äußern.

Das Kind ist aktiver Konstrukteur seines Wissen und seiner eigenen Entwicklung. 

Es beschreitet als Forscher und Gestalter seinen individuellen Lebensweg. Es ist motiviert, kreativ, konzentriert und ausdauernd wenn es selbst handeln, denken und experimentieren darf. Es nimmt nicht passiv durch Belehrung Wissen auf. Es lernt nachhaltig, wenn es Erfahrungen selber machen darf. Es streckt seine „Fühler“ in alle Richtungen aus, um Anregungen zu erhalten.

Das Kind ist Forscher und Entdecker.    

Es erkundet eigenaktiv, aber auch mit anderen Kindern und Erwachsenen, sich selbst und die Welt. Es eignet sich dabei Wissen an und ist bei seinen Aktivitäten „Erfinder, Künstler, Handwerker und Philosoph“ zugleich.

Das Kind ist ein soziales Wesen.

Es ist auf zwischenmenschlichen Kontakt angewiesen. In der Gemeinschaft erlebt es Orientierung durch Anerkennung, Anregungen, Regeln und Grenzen, Vorbilder und Werte.

Das Kind hat „100 Sprachen“.

Es kann sich auf vielfältige Art und Weise ausdrücken. Es ist reich an Ideen und Einfällen. Das Kind drückt sich über Gestik, Mimik, Spiele, Tanz, Musik, Worte, künstlerische Werke (Bilder), Bewegung und vieles mehr aus.

Das Kind hat andere Zeiten.

Bei seinen Aktivitäten spielt Zeit keine Rolle. Es hat die Fähigkeit sich ganz seiner Tätigkeit hinzugeben.

Das Kind gestaltet seine Bildung und Entwicklung von Anfang an mit.

 Das Kind will seine Fähigkeiten erweitern. Es will von sich aus lernen, wenn es sich sicher und geborgen fühlt.

Das Kind hat Rechte.

Insbesondere hat es ein Recht auf bestmöglichste Bildung, Liebe und Anerkennung. Dabei sind Mitsprache, Mitentscheidung und Mitgestaltung sowie die Erfüllung von Pflichten grundlegend.

 

 

Die hundert Sprachen des Kindes

Und es gibt Hundert doch
Ein Kind ist aus hundert gemacht.

Ein Kind hat hundert Sprachen, hundert Hände,
hundert Gedanken, hundert Weisen

zu denken, zu spielen, zu sprechen.

Hundert, immer hundert Weisen zu hören,
zu staunen, zu lieben,
hundert Freuden
zu Singen und zu Verstehen.
Hundert Welten zu entdecken,
hundert Welten zu erfinden,
hundert Welten zu träumen.
Ein Kind hat hundert Sprachen,
(und noch hundert, hundert, hundert),

aber neunundneunzig werden ihm geraubt.
Die Schule und die Kultur trennen ihm den Geist vom Körper.
Sie sagen ihm,
ohne Hände zu denken,
ohne Kopf zu handeln,
nur zu hören ohne zu sprechen,
ohne Freuden zu verstehen,
nur Ostern und Weihnachten
zu staunen und zu lieben.
Sie sagen ihm, es soll
die schon bestehende Welt entdecken.

Und von hundert
werden ihm neunundneunzig geraubt.

Sie sagen ihm,
dass Spiel und Arbeit,
Wirklichkeit und Fantasie,
Wissenschaft und Vorstellungskraft, Himmel und Erde,
Vernunft und Träume
Dinge sind, die nicht zusammen passen.

Ihm wird also gesagt,
dass es Hundert nicht gibt.
Das Kind aber sagt:
„Und es gibt Hundert doch.“                           
Loris Malaguzzi (Reggio-Pädagogik)